Der Amboss klirrt vom Hammerschlag. Horn wird geraspelt. Ein kleiner Gasofen faucht seine Hitze über glühendes Eisen. Es zischt und qualmt beim Aufbrennen des Rohlings. Mit der Beschlagsschürze aus derbem Lederwerk umgeschnallt geht es kräftig zur Sache wenn Jörg Sielemann zum Einsatz kommt.
Die meisten Pferde, die er bei seinen Touren zu Ställen, Reithallen und Bauernhöfen aufsucht, sind alte Bekannte. So weiß der erfahrene Handwerker ganz genau wer sich von seinen tierischen Kunden lieber vor der Hufpflege noch etwas auf der Weide austoben sollte oder besser gleich früh morgens dran kommt, wenn die Fliegen noch nicht so nerven.
1978 ging es in die Lehre in der Spezial- und Hufbeschlagschmiede von Adalbert Kopmann in Recklinghausen. Seit 1995 ist der staatliche geprüfte Hufschmied selbständig mit seinem weißen Lieferwagen im Radius von 40km rund um Herten unterwegs. Der Kreis Recklinghausen ist mit dem sehr grossen Pferdebestand ein gutes Einsatzgebiet.
Heute ist Hufschmied nicht mehr in der Handwerksrolle eingetragen und somit kein Lehrberuf. Zumeist sind es Quereinsteiger um die zwanzig, die mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung, einem zweijährigen Praktikum und einer viermonatigen Ausbildung in einer Lehrschmiede die Hufbeschlagsprüfung anstreben.
Ein Gespür für das Pferd und handwerkliches Geschick sind die Voraussetzungen für diesen zupackenden Beruf. Jahrelange Erfahrung hilft dabei die Gefahren im Umgang mit den kraftvollen und impulsiven Tieren richtig einzuschätzen und zielsicher Nagel und nicht Finger beim Aufnageln der Hufeisen zu treffen.
Bei Nutzung der Pferde durch den Menschen als Reittier oder Traber ist Hufpflege und Hufbeschlag angebracht. Der Hufstrahl wird regelmäßig freigeschnitten, die Hornkapsel abgefeilt und der Huf auf Fäulnis und Einschlüsse kontrolliert. Orthopädische Beschläge bringen Entlastung bei Arthrose, Fehlstellung und Sehnenleiden. Nach 6-8 Wochen ist es dann schon wieder an der Zeit für einen neuen Termin mit Hufraspel und -messer, Klöpfel und Hauklinge.
Bei einem kurzen Rückblick auf seine rund 36 Jahre “am Pferd” lacht der großgewachsene Hertener: “Bis jetzt bin ich gut durchgekommen. Nur eine gebrochene Hand und ein paar ungewollte Fingernagel-Lackierungen… Dem Rücken geht’s gut. Die Hüfte könnte besser sein.”
In seiner Freizeit geht es aktiv weiter. Als Schiedsrichter pfeift er in der Fußball-Bezirksliga der Senioren.